Rum ist die wohl am meisten unterschätzte Spirituose. Und das obwohl Rum/Rhum die größte Vielfalt zu bieten hat. The Time Flies When You´re Having Rum
Freitag, 7. August 2009
Rum - Spirituose oder Lebensgefühl
Bei Rum denkt man sofort an Piraten, an Seeräuberromantik und Karibik. Gleichzeitig ist Rum wohl die am meisten verkannte Spirituose. Fast jeder hat ihn schon in einem Longdrink oder Cocktail getrunken, aber pur eher selten. Was beim Maltwhisky als normal gilt, ihn pur aus einem Nosingglas zu trinken, wird mit Rum viel zu selten getan. Rum ist aber der Stoff aus dem Träume gemacht werden. Es gibt über 6000 verschiedene Rums auf dieser Welt und die Geschmacksvielfalt ist schier unendlich. Dabei unterscheidet man zwei Arten von Rum. Einer wird aus Melasse und der andere aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft destilliert. Der Agricole Rhum, aus Zuckerrohrsaft, ist frischer, hat subtilere Noten, und einen ganz eigenen Charakter. Er findet schnell Freunde unter denjenigen, die Whisky oder Cognac mögen. Rum aus Melasse ist meist süßer, wirkt schwerer durch Aromen wie Rumrosinen, Schokolade, Toffee oder überreifen Bananen.
Um sich ein Bild machen zu können, muss man natürlich verkosten. Genau hier beginnt die Qual der Wahl, womit soll man anfangen? So genannte leichte Rums, wie zum Beispiel Bacardi Superior, Brugal Blanco, Havan Club Blanco, eignen sich nicht unbedingt zum pur trinken. Ihnen fehlt es an Komplexität, Tiefe und Aromenreichtum. Der Prozess der Gärung und Destillation ist hier stark vereinfacht, was eben zu dieser leichten Rumsorte führt. Jamaikanische Rums, die eine längere Gärungszeit haben und in Pot Stills destilliert wurden sind viel intensiver in Nase und Geschmack. Lagerung in verschiedenen Holzfässern trägt ebenfalls zum Aromenreichtum bei. Aus diesen unterschiedlichen Komponenten entsteht schließlich die riesige Vielfalt. Die Länge der Lagerung ist bei Rum nicht ganz so entscheidend. Aufgrund der Tatsache, dass Rum 4-5 mal schneller reift, was mit dem Klima zusammenhängt, als zum Beispiel Whisky in Schottland, ist der Reifungsprozess eben auch schneller abgeschlossen. Ein siebenjähriger Rum würde also in den Schottland ca. 28 Jahre reifen!Der Rum ist fertig, wenn er fertig ist, was die Masterdistiller durch regelmäßige Proben und langjährige Erfahrung herausfinden. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist das Blenden. Der größte Teil der Rums wird geblendet. Es werden also Rums aus unterschiedlichen Fässern und Jahrgängen miteinander vermählt was das Geschmacksspektrum nochmals deutlich erweitert. Wenn man dann mit der Verkostung beginnt und seine ersten Erfahrungen sammelt, wird man relativ schnell seine bevorzugte Linie finden. Der eine mag es lieber süß, der nächste eher würziger oder blumiger. Aber man wird immer wieder Überraschungen der angenehmsten Art erleben. Die einen werden Freunde des Agricoles und die anderen vielleicht den Rum aus Australien lieben lernen. Ich selber habe bis heute um die 250 Rums verkostet und in meiner Bar stehen auch ungefähr so viele Flaschen, langweilig ist es mir dabei jedenfalls nie geworden.
Ganz im Gegenteil, die Neugier wird größer. Wenn man nun bereit ist auf Entdeckungsreise zu gehen, braucht man einen Händler des Vertrauens, eine gut sortierte Bar mit versiertem Personal, oder einen Internetshop mit entsprechender Auswahl. Vielleicht haben ein paar Freunde ebenfalls Spass an diesem Thema und man geht gemeinsam auf die Reise. Probiert seinen ersten Cockspur aus Barbados oder Angostura aus Trinidad, einen Appleton Extra aus Jamaika, Zacapa aus Guatemala, Diplomatico aus Venezuela. Irgendwann begegnet man dann den etwas selteneren Einzelfassabfüllungen, die auch mal in Fassstärke abgefüllt sein können. Auch in Martinique sollte man unbedingt vorbeischauen und vieleicht einen Trois Rivières oder Saint James probieren.
Die Liste könnte ich jetzt endlos weiter führen, aber dieses Abenteuer soll jeder selber bestehen. Irgendwann probiert man vielleicht mal Schokolade zum Rum oder raucht eine Zigarre dazu. Und schon erweitert man sein Spektrum wieder um ein vielfaches. Vielleicht besuchen Sie eines Tages auch eine Destille oder machen Urlaub in der Karibik. Dann werden Sie wieder viele neue Rumerfahrungen sammeln und ich fürchte, ein Leben wir nicht ausreichen um alles kennen zu lernen.
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Ich verlange ab sofort mehr Einträge unter dem Label "Piraten".
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